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Ein Besuch auf Schloss Bothmer
Nur vier Kilometer südlich der Ostsee liegt im Nordwesten Mecklenburgs eine Kleinstadt namens Klütz und am südlichen Ortsrand dieser Kleinstadt liegt, inmitten einer traumhaft idyllischen Parkanlage, Schloss Bothmer. Die denkmalgeschützte Schlossanlage bildet den größten erhaltenen Barockkomplex Mecklenburg-Vorpommerns. 1726 ließ Graf Hans Caspar von Bothmer, der vorher in London heimisch war, die prächtige Schlossanlage im Klützer Winkel bauen und brachte somit ein Stück England nach Mecklenburg-Vorpommern. Er baute sich damit quasi sein eigenes Denkmal, denn hoch oben über dem Eingang ließ er sein Wappen, seine Initialen und sein Motto »Respice Finem – Bedenke das Ende« in goldener Schrift anbringen. Auch nach rund 300 Jahren erinnert das eindrucksvolle Anwesen somit noch immer an Graf Hans Caspar von Bothmer.
1656 wurde Hans Caspar von Bothmer in Lauenbrück geboren. Er entstammte dem niederen Landadel und wurde 1682 an den kurfürstlichen Hof von Hannover gesandt, wo er als Hofjunker bei Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg diente. Durch sein hervorragendes Verhandlungsgeschick wurden ihm schnell viele diplomatische Aufträge anvertraut, was zu einem stetigen Aufstieg bei Hofe führte. Gemeinsam mit seinen Brüdern und seinem Vater wurde er 1996 zum Reichsfreiherren ernannt. 1713 wurde ihm der Titel eines Reichsgrafen übertragen. Zu dem Zeitpunkt diente Hans Caspar von Bothmer als Gesandter des Hauses Hannover in London, wo er 1714 wesentlich an der Ernennung Georgs I. als König von Großbritannien beteiligt war. In den höheren Adel aufgestiegen, verfolgte er die Absicht, einen Stammsitz für seine Familie zu erwerben. Dieser sollte hauptsächlich der Versorgung dienen. Als Dank für den gewonnenen Thron gewährte König Georg ihm die finanziellen Mittel. Da Hans Caspar selbst zur der Zeit in London lebte, erwarb einer seiner Brüder die Ländereien im Klützer Winkel.
Schloss Bothmer wurde in den darauffolgenden Jahren durch den Architekten Johann Friedrich Künnecke nach englischen und niederländischen Vorbildern erbaut. Einen Vorgänger des Schlosses gab es allerdings nicht; es war ein vollständiger Neubau. Hans Caspar von Bothmer starb jedoch 1732 in London und konnte die Vollendung der Schlossanlage nicht mehr miterleben. Somit wurden sein Neffe Hans Caspar Gottfried und dessen Ehefrau Christine Margarethe zu den ersten Besitzern des Schlosses.
Das Gut befand sich über 200 Jahre im Eigentum der Familie von Bothmer, bevor sie am 25. Juli 1945 entschädigungslos enteignet und das Schloss als Lazarett für Thyphus- und Fleckfieberpatienten umfunktioniert wurde. Danach wurde es zum Besitz eines privaten Investors, dieser konnte sein geplantes Nutzungskonzept jedoch nicht umsetzen und so wurde das Schloss zum Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Nach jahrelangem Leerstand und witterungsbedingtem Verfall wurde die Schlossanlage saniert. Im Mai 2015 wurde das Schlossmuseum im Hauptgebäude eröffnet. Beim Rundgang durch das Haupthaus lässt sich nicht nur die Schönheit der restaurierten Räumlichkeiten entdecken, zum ersten Mal ist auch die Geschichte der Bauherren der beeindruckenden Schlossanlage für jeden erlebbar. Ganz unter dem Motto des Grafen »Respice Finem« erzählt eine moderne Ausstellung vom beinah märchenhaften Erfolg Hans Caspars.
Die zum Schloss führende Festonallee gehört mit zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Mecklenburg-Vorpommern und zeigt sich als Zusammenspiel barocker Architektur und hervorragender Landschaftsplanung. Geht man auf die Schlossanlage zu, so geben die perfekt geschnittenen, spalierartig gezogenen Bäume zunächst nur den Blick auf das eindrucksvolle Hauptgebäude frei. Mit jedem Schritt erweitert sich dann das Blickfeld, sodass im Ehrenhof angekommen, die gesamte Gebäudepracht zu erkennen ist.
Nach einem Spaziergang durch die Festonallee lädt die hauseigene Orangerie des Schlosses zum Verweilen ein. Dort werden seit anderthalb Jahren Torten und Kuchen eigenhändig gebacken. Die Küche bietet ebenso köstlich zubereitete mecklenburgische Speisen an. Regionale Produkte werden hierfür besonders gern und raffiniert verarbeitet. Im Schlossladen kann man dann nach Lust und Laune durch regionale Besonderheiten und original englische Artikel stöbern.
Die gesamte Schlossanlage befindet sich auf einer Insel, die von einem Wassergraben nach niederländischen Vorbild umgeben ist. Der atemberaubende, sieben Hektar große Schlosspark lockt nicht nur mit seiner Idylle und Ruhe: Seit vielen Sommern dient er auch als wunderschöne Kulisse für die Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die alljährlich zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen begeistern.
Die neu gewonnenen Eindrücke können die Besucherinnen und Besucher am besten an einem lauen Sommerabend mit einem Picknick im Schlosspark und mit hochkarätiger Musik vor der traumhaften Kulisse des Schlosses Revue passieren lassen. Die Gala im Park ist das traditionsreichste Open-Air-Konzert der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Bekannte Preisträger und Preisträgerinnen bestreiten gemeinsam mit musikalischen Freundinnen und Freunden und angesehenen Orchestern ein facettenreiches Sinfoniekonzert. Ein farbenprächtiges und atemberaubendes Feuerwerk rundet den gelungenen Ausflug zum Schloss Bothmer fulminant ab.
Doch die Festspiele können auch intimer. Im Rahmen der Bothmer-Musik präsentieren die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern an drei aufeinanderfolgenden Tagen im einzigartigen Ambiente der barocken Anlage von Schloss Bothmer den musikalischen Spitzennachwuchs aus aller Welt. Innerhalb der Schlossmauern, sei es in einem der Pferdeställe oder dem Festsaal, spielt die Junge Elite entweder solo oder mit dem ganzen Ensemble. Abgerundet wird das Ganze mit informativen Gesprächen rund um die Künstlerinnen und Künstler oder über die prachtvolle Anlage mit bspw. Restauratoren.
Text von Shalee Dollen