Spielstätten der Festspiele
17235 Neustrelitz
Klassischer kann man Klassik fast nicht präsentieren: Wo einst der Hof seine Feste feierte, sitzt man heute, beäugt von Statuen der griechischen Antike und des Klassizismus, und erkennt eigentlich nur an den aufgebauten Scheinwerfern, dass man nicht der herzoglichen Einladung zur Musik am Hofe gefolgt ist, sondern einem Konzert der Festspiele MV beiwohnt. Ebenso wie die Schlosskirche ist auch die Orangerie ein Überbleibsel des einstigen Schlosses der Mecklenburg-Strelitzer Herzöge, das 1945 niederbrannte. 1755 von dem herzoglichen Baumeister Martin Seydel als Winterquartier für exotische Pflanzen errichtet, wurde sie bald dringender für höfische Gartenfeste und die Präsentation einer Antikensammlung gebraucht. Unter der Leitung des Schinkelschülers Friedrich Wilhelm Buttel (1796-1869) entstand aus dem einst schmucklosen Orangenhaus ab 1842 ein Kleinod klassizistischer Innenarchitektur. Als Herzstück der Orangerie gelten die drei prachtvollen Säle, die in den Landesfarben Blau, Gelb und Rot gehalten sind. Die Wände werden von Rundbogenblenden gegliedert, vor denen Statuen auf Konsolen ruhen. Dem Zeitgeschmack entsprechend wurden Antikenkopien mit Abgüssen klassizistischer Werke kombiniert. So steht im Gelben Saal eine antike Opferszene neben einem Bacchischen Relief aus dem Jahre 1834. Im Roten Saal blickt eine Rauchsche Viktoria auf eine Galerie antiker Göttinnen. Das Weiß der plastischen Arbeiten steht im spannungsvollen Kontrast zur kräftigen Farbigkeit der Wände. In der von Bernhard Rosendahl (1804-1846) ausgeführten Malerei überwiegen antike Motive, deren pompejanischer Ursprung trotz klassizistischer Umformung erkennbar ist. Für die Gestaltung der Wandzwickel über den Rundbogenblenden im Roten Saal diente Raffaels Amor-und-Psyche-Zyklus aus der Villa Farnesina als Vorlage. Die reiche Ausmalung erfolgte auf allerhöchsten Wunsch, um für die bis dahin wenig beachtete Antikensammlung einen wirkungsvollen Rahmen zu schaffen. Von 2020 bis 2024 wurde die Orangerie einer umfangreichen Renovierung unterzogen, so dass die Pracht nun wieder strahlt wie zu Herzogs Zeiten.