Spielstätten der Festspiele
Bad Doberan, Festsaal im Großherzoglichen Salongebäude
18209 Bad Doberan
Nicht, dass der Verwaltungsbau der Kreisverwaltung, der einst als »Herzogliches Salongebäude« erbaut wurde, besonders schlicht wäre – aber die Pracht, die einen empfängt, wenn man den Festsaal betritt, lässt sich von außen wahrlich nicht erahnen.
Carl Theodor Severin erbaute das klassizistische Gebäude 1801 als Speisehaus für die zum Ende des 19. Jahrhunderts immer zahlreicher werdenden Badegäste an der Ostsee. In dem zweigeschossigen Putzbau waren an der dem Kamp zugewandten Seite ursprünglich sechs Läden für Kaufleute untergebracht, zur Gartenseite lagen zwei Festsäle. Für die immer zahlreicher werdenden Urlauber reichten diese Räume aber bald nicht mehr aus. Daher wurde um 1820 der neue Saal des Salongebäudes angebaut. Mit im Empire-Stil ausgeführter Innendekoration, goldfarbenen Stuckornamenten, Rosetten und Palmetten aus Bronzeguss sowie reich verzierten Wandleuchten und prunkvollen Lüstern versehen, repräsentierte der Saal eindrucksvoll die Noblesse des Erholungs- und Vergnügungstourismus zum Anfang des 19. Jahrhunderts im Gefolge der herzoglichen Familie und des mecklenburgischen Adels. Bei der Umwandlung des Salongebäudes 1879 zum Rathaus und Amtsgericht wurden innen und außen einschneidende Veränderungen vorgenommen. So zerstörte man angrenzende Säle durch Zwischendecken, eingezogene Wände und den Einbau eines Treppenhauses. Auch die schlichte, klassizistische Fassade wurde im Stile der Neorenaissance umgestaltet. Der Festsaal jedoch blieb im Wesentlichen bis heute unverändert und ist somit ein originales Zeugnis der feudalen Blütezeit des Ostseebades – und ein wahres Schmuckkästchen.